Ecuador und Peru sind sich bis in die jüngere Vergangenheit (1995/96) nicht immer besonders grün gewesen und haben mehrfach blutige Grenzkonflikte ausgefochten, weshalb es wohl auch nur 4 Grenzübergänge gibt (wobei einer mitten im Amazonasdschungel ohne Strassenverbindung liegt). Wir hatten uns La Balsa im Landesinneren ausgesucht, zu dem die Strasse, wie man auf der Karte schon erkennen konnte, immer kleiner wird, ehe sie nur noch eine Piste ist. In der letzten Stadt in Ecuador bevorrateten wir uns noch einmal kräftig, bevor die Stasse dann immer einsamer und schlechter wurde, die Erdrutsche immer größer und die Absackungen der Strasse/Piste immer tiefer. Ca. 53 km vor der Grenze hatte man dann ganz auf Asphalt verzichtet.... Die Grenze selbst war dann die verschlafendste auf der ganzen Panamericana, die wir bis jetzt kennengelernt haben.
Es war mittags um 13:00 und auf ecudorianischer Seite war erst einmal weder ein Zöllner noch ein einziger Grenzbeamter zu sehen, erst nach lautem Rufen bequemte sich dann doch ein Beamter von seiner Mittagspause -- er schickte dann sogar noch jemanden mit uns über die Grenzbrücke, um seine peruanischen Kollegen ebenfalls aus der Mittagspause zu holen. Außer uns war allerdings auch sonst weit und breit niemand zu sehen, der die Grenze überqueren wollte.......
Glücklich, dem Moloch Guayaquil entkommen zu sein, fuhren wir zügig den nahen Bergen entgegen und konnten gerade noch vorm Dunkelwerden auf einer Passhöhe einen großen "Parkplatz" für die Nacht finden.
Am nächsten Tag starteten wir noch im Nebel der Wolken hängend in Richtung "Ingapirca", der bedeutensten Inka-Ruine in Ecuador, von der man allerdings bis heute nur ungenaue Vorstellungen hat, wofür die Anlage einst gedient hat..... aber sie vermittelte immerhin einen ersten Vorgeschmack auf die vielen Inka-Ruinen, die uns weiter südlich erwarten.
In Cuenca hatten wir dann noch einmal Gelegenheit uns eine der berühmten "Panama"- Hutmanufakturen (die eigentlich aus Ecuador kommen) anzuschauen. Da ein Woll-Filz-Sombrero für die nächsten 7 Monate einfach praktischer ist (lässt sich besser mal knautschen und ist regenfester) gab es es für den sonnenempfindlichen Grau-Kopf eine neue todschicke Kopfbedeckung.
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Nach unserer "Expedition" zur Isla de la Plata ging es von Puerto Lopez weiter die Küste Runter, von einem Leuchtturm zum nächsten. In Salinas am westlichsten Punkt des Landes ragt eine Landzunge ins Meer (La Chocolatera,) an der es gleich zwei Leuchttürme gibt und an der sich auf einer sturmumtobten kleinen Insel die einzige (und auch mit nur ca. 30 Tieren sehr kleine) Kolonie von amerikanischen Seelöwen am ecudorianischem Festland befindet. Aber wir bekamen zu meiner großen Freude auch noch einige weitere seltene Vögel zu Gesicht, wie den Streifenkarakara und die Königsseeschwalbe. Der Rabengeier hingegen ist hier ein so allgegenwärtig wie bei uns die Krähe.
In Punta Engabao gibt es zwar einen netten kleinen roten Leuchtturm aber keinen richtigen Hafen für die zahlreichen Fischerboote, so dass die Fischer nur mit vereinter Hilfe ihre Boote vom Strand direkt in die meterhohe Brandung rollen und schieben müssen.
Die Millionenmetropole Guayaquil, an der Küste und für uns direkt auf dem Weg zurück in die Berge nach Cuenca gelegen, einfach zu umgehen, ist gar nicht so einfach, und so hatten wir uns ausgerechnet, dass wir für eine direkte Duchfahrt an einem Sonntag wohl den wenigsten Verkehr haben würden und hatten damit wohl auch recht, denn wir konnten sehr zügig auf den zum Teil acht- bis zehnspurigen, Ein- u. Ausfallstraßen durch diesen Moloch kommen. Ausgerechnet der bekannteste "Leuchtturm" des Landes, da auf einem Hügel direkt in der Stadt am Malecon gelegen und beliebtes Ausflugsziel für tausende Menschen, ist aus nautischer Sicht gar keiner -- aber er ist nett anzuschauen und man hat einen interessanten Ausblick.
Da uns ein Besuch auf den Galapagosinseln doch ein wenig teuer erschien, haben wir uns für die sehr viel einfachere aber trotzdem sehr schöne Variante "Klein-Galapagos" entschieden. Die kleine Felseninsel Isla de la Plata, die zum Machalilla-Nationalpark gehört und ca. 20 Seemeilen vor der Küste liegt, hat sich diesen Titel redlich verdient, da die Flora und Fauna schon beindruckend ist.
Wir fahren morgens um kurz nach 9 Uhr von Puerto Lopez in einem kleinen Motorboot mit 15 anderen plus einem Guide des Nationalparks los und schon nach kurzer Zeit sehen wir das Land nicht mehr, dafür werden die Wellen aber zunehmend höher und nach einer halben Stunde sehen wir dann auch schon die ersten Buckelwale, die hier ihre Jungen bekommen.
Vor der der Insel heißt es dann: Schuhe ausziehen, denn es gibt keinen Landesteg, und obwohl das Boot rückwärts an den Strand fährt, müssen wir noch kurz durchs Wasser waten. Direkt vor der Landung umkreisen uns dann auch schon die ersten "Bewohner" -- einige ziemlich große Meeresschildkröten. Da die Insel ein besonders gefährdetes Biotop ist, versucht man alles, die von den vorherigen Besitzern der Insel eingeschleppten Tiere wieder los zu werden, bei den Ziegen, Hunden und Katzen war man ziemlich erfolgreich, nur bei den Ratte hat man jetzt, wo sie keine natürlichen Feinde mehr haben, trotz Unmengen von Fallen nur eine Reduzierung geschafft. Den zahlreichen Seevogelkolonien auf der Insel haben die Schutzmaßnahmen anscheinend sehr gut getan, denn wir können zahlreiche Blaufußtölpel und Fregattvögel bei der Balz oder bereits beim der Aufzucht ihrer Jungen aus allernächster Nähe beobachten.
Zum Abschluss geht es dann noch einmal mit dem Boot in eine andere Bucht, wo wir direkt vom Boot an die Riffkante schnorcheln können und einen Blick auf die faszinierende Unterwasserwelt mit Tausenden kleinen und großen bunten Fischen erhaschen können. Kurz nach dem Start zurück zum Festland kommen einige Buckelwale dem kleinen Boot auf nur noch wenige Meter nahe und tauchen sogar direkt drunter durch.
Am Abend des zweiten Tages um 17:30, nachdem wir den ganzen Tag im Kundenwartebereich verbracht hatten, kam dann endlich der Werkstattchef mit dem reparierten Rad auf den Hof gefahren und verkündete, dass es jetzt besser sei als je zuvor. Zu unserem Glück hatte er gerade noch zwei der Mechaniker, die bereits gerade in den Feierabend wollten, zurückgeholt, die jetzt in aller Eile das ganze wieder einbauten, so dass wir nach einer kurzen Testfahrt um den Block frohgelaunt noch mit dem Feierabendverkehr die ansonsten nicht weiter erwähnenswerte Stadt Abato in Richtung des Chimbarozo (6268m) verlassen konnten. Von 2500m schraubten wir uns so langsam in der Dunkelheit das Bergmassiv, das zum höchsten Berg des Landes gehört, hinauf und konnten an einem Fluß noch eine größere leere Fläche zum Übernachten finden. Am nächsten Morgen um 6:30 wurden wir dann von den Geräuschen eines beginnenden Marktes auf dem Platz geweckt, so dass wir für unsere Verhältnisse doch sehr schnell und früh unterwegs waren....... Zuerst ging es noch durch den Morgennebel immer weiter hoch, aber dann durchstachen wir die Wolkendecke und wir bekamen einen freien Blick auf den schneebedeckten Sechstausender vor uns. Das Bild wurde dann sogar noch durch mehrere Herden von wilden Vicunjas ergänzt, den kleineren braun-weißen Verwandten der Lamas. Die Passhöhe lag diesmal auf fast 4300m, aber nach dem Wechsel der Filter gab es diesmal zum Glück keine Probleme mit der Sauerstoffversorgung für den Motor. Was für ein Vorgeschmack auf die Hochebenen im Süden der Anden! Das nächste Problem ließ aber natürlich nicht lange auf sich warten. Kaum waren wir 1500m weiter tiefer im Tal, wurde ein unangenehmes, metallisches Geräusch immmer lauter und so machten wir an einer größeren Tankstelle halt und untersuchten den rechten Reifen. Da erstmal nichts weiter zu sehen war, nahmen wir das erste Mal auf dieser Reise einen Reifen selbst runter (wir haben wider Erwarten noch immer keinen Platten gehabt) und da sah man das Problem sofort --- die Bremsscheibe war lose. Die Mechaniker in Abato hatten in ihrer Eile einen "Distanzring" auf der Innenseite vergessen...... !!! Zu unserem Glück fanden wir nur wenige Km weiter die Strasse runter eine kleine Autowerkstatt, die uns einen passenden "Distanzring" einbauen konnte, so dass wir nach einigen Stunden die Fahrt wieder ohne weitere Probleme fortsetzen konnten. An der Grenze des Anden-Gebirgszuges, der Ecuador von oben nach unten durchzieht, fällt dieser zum Amazonasbecken und zur Pazifikküste sehr schnell und steil ab, so dass die Wolken auf beiden Seiten voll dagegen prallen -- auf dem Weg zum Meer bot sich uns nun ein einmaliger und unglaublicher Anblick von oben herab auf einen Wolkenteppich, wie man ihn sonst nur aus dem Flieger hat.
Die letzten ca. 250km bis nach Puerto Cayo gingen dann durch riesige Reis-, Bananen (diesmal Dole) und Rinderzuchtplantagen, bis wir an der Küste in ein recht trockenes Gebiet kamen. Zu unser Freude herscht hier ein sehr angenehmes Klima, von 24°-19° mit mäßiger Luftfeuchtigkeit.
Pujo ist bedeutend weniger auf touristische Fun-Aktivitäten ausgerichtet wie Tena und wir steuerten einen kleinen „Botanischen Garten“ an. Hier Empfing uns , ein Amerikaner der eine indigene Schoshona geheiratet hat und uns in einer kleinen Dreiergruppe sehr detailliert das Leben der Indigenen erklärte, bevor er mit uns einen kleinen Gang durch den „Garten“ machte und dabei die Heilkräfte der verschiedenen Urwaldpflanzen, wie sie die Ureinwohner noch heute benutzen, erklärte und vorführte. Die eigentliche Hauptattraktionen von Banos, die Thermalbecken schenkten wir uns, wegen Überfüllung – wir hatten mal wieder einen Sonntag erwischt. Nur die etwas vor der Stadt gelegene „Teufels-Schlucht“ mit dem gleichnamigen Wasserfall taten wir uns trotz der Besuchermassen an.
In Ambato wollten wir eigentlich nur schnell durchfahren auf dem Weg zum Chimborazo, den mit 6268m höchsten Vulkan-Berg Ecuadors und dann weiter ans Meer. Aber schon seit einigen Kilometern machte der Bus komische Fahrgeräusche und ein weiterer Besuch in einer Werkstatt stand auf dem Programm (diesmal eine große „Hino“-LKW-Werkstatt). Zuerst dachten wir, es wäre vielleicht mit einem einfachen Auswuchten der Reifen getan (nach den vielen tausend Schlaglöchern der letzten Monate wäre das nicht ungewöhnlich gewesen), aber welch Wunder, alle Reifen scheinen die Torturen, die wir ihnen zugemutet haben, problemlos überstanden zu haben. Also eine weitere Probefahrt zusammen mit dem Werkstattchef und der hatte schnell des Rätsels Lösung: Ungewöhnliches Fahrgeräusch beim Lenken nach links >> Radlagerschaden rechts …...
Vom Cotapaxi wollten wir noch einmal einen Loop runter ins Amazonasbecken machen, bevor wir dann uns der Pazifikküste zuwenden. Die E20 in Richtung Tena, Ausgangspunkt so mancher Amazonasaktivität, windet sich dazu allerdings erst einmal wieder über den Papallacta Pass mit etwas über 4000 m. Da wir mitten in den Wolken sind, regnet es Sturzbäche und so mancher „Bach“ hat ob der Regenmassen auch beschlossen, lieber gleich die Straße zu nehmen. Im gleichnamigen Ort Papallacta gibt es mehrere heiße Quellen und wir entspannen für ein paar Stunden in den verschiedenen Becken umgeben von tropischem Regenwald. Tena, b.z.w. die Grand Selva Lodge, die wir uns als Ziel am Rande des Amazonas-Dschungels ausgesucht hatten, entsprach dann doch nicht so ganz nseren Vorstellungen, da ALLES doch ein wenig überteuert schien. Also machten wir uns auf den Weg in Richtung Pujo, auf der einen Seite die Anden und auf der anderen das schier endlose Amazonasbecken.
Der Vulkan Cotapaxi ist zwar nicht der höchste Berg/Vulkan des Landes, aber wohl sein bekanntester. Wir hatten uns hier im Park nach verschiedenen Anläufen noch einmal mit Julia & Constantin, die wir in Cartagena/Kolumbien kennengelernt hatten und später nochmal in Barrichari getroffen hatten, verabredet. Welch Wunder, der Nationalparkeintritt ist umsonst, es ist nur eine Registrierung erforderlich, da der Cotopaxi, wie so einige ecuadorianische Vulkane immer wieder zu Aktivitäten neigt. Also schrauben wir uns langsam aber sicher und ohne Probleme durch eine immer karger werdende Landschaft im Regen in die Wolken, um bei ca.3800m an der Laguna fast im Trockenen anzukommen. Kaum sind wir zu dem 1,5 stündigen Marsch um den See gestartet, reißt die Wolkendecke auch schon auf, aber es ist so frisch, dass wir uns das erste Mal diesen „Winter“, (wir sind jetzt ja auf der Südhalbkugel und es ist die eher kühlere Jahreszeit) über unsere warme Thermounterwäsche + Mütze + Handschuhe freuen. An dem See gibt es, erstaunlich für die Höhe, eine Vielzahl von Wasservögeln, die laut einer Infotafel alle spezielle Andenbewohner sind. Als wir schon dreiviertel um den See rum sind, sehen wir dann einen bekannten Landi neben unserem Bus einparken. Nach einem gemeinsamen schönen heißen Tee bei Julia und Constantin im Landi fahren wir dann auf den nahegelegenen, wunderbar einsamen Campground, wo wir in unseren Bus wechseln und uns noch viel zu erzählen haben. Am nächsten Morgen wagen wir dann den Aufstieg zur Berghütte, werden jedoch bald von Schneetreiben umhüllt und bei 4567m bekommen der Bus und ich nicht mehr richtig Luft, so dass wir den Rückweg antreten. Aber wir wissen, dass wir beide diese Höhe durchaus meistern können. Für den Bus steht also ein baldiger Wechsel des Luftfilters und des Dieselfilters an. Apropos Diesel, in Ecuador ist er zwar extrem günstig (wohl nur noch von Venezuela getoppt), denn die Galone (3,8l) kostet nur 1,03US$ – was umgerechnet ca.0,23€ !!!! sind, aber die Qualität lässt auch sehr zu wünschen übrig, ohne Additive geht gar nichts..... Am Nordeingang des Parks treffen wir dann noch einmal kurzfristig Julia & Constantin wieder, bevor wir die lange Buckelpiste in Richtung Hauptstraße antreten.
An Quito mit seinen ca. 2,5 Mio Einwohnern vorbeizukommen, ist gar nicht so einfach, es sei denn, man fährt am Meer oder am Amazonasbecken entlang, da die „höchstgelegene Hauptstadt der Welt“ die auf ca. 2850m in einem langgezogenen Talkessel liegt, ist von noch sehr viel höheren Bergen dieses Andengebirgszuges umrandet, meistens vulkanischen Ursprungs, die die Alpen doch schnell recht klein erscheinen lassen. Einer der wenigen Gründe für uns Quito anzusteuern, war mal wieder eine Werkstatt, denn unsere hinteren Bremsen brauchten nach über 40.000km einen Austausch der Beläge. Quito hat leider außer einer Vielzahl an Kirchen nicht besonders viel Historisches zu bieten, und wie das bei einer Stadt dieser Größe in einem Bergkessel so ist, ist die Luftverschmutzung für einen Asthmatiker auch nicht gerade förderlich. Die „Altstadt“ ist denn auch recht schnell abgelaufen, einer der wenigen Höhepunkte war da noch die recht „junge“ neogotische Basilika, die man über diverse Treppen bis auf den Dachboden des Kirchenschiffs und dann über abenteuerlich steile Außentreppen bis auf den großen Dachreiter erklimmen kann, von wo man einen recht guten Gesamteindruck von der Stadt bekommt.
In Otavalo hatten wir uns mit Melissa & Edward verabredet, die wir Anfang Mai in Panama kennengelernt hatten. Die beiden hatten die heutzutage wieder etwas seltener benutzte Verschiffungsroute von Panama nach Ecuador genommen. Seit dem Friedensprozess mit der FARC ist Kolumbien wieder so sicher, dass diese Strecke kaum noch einer nimmt (es sei denn, er ist sehr unter Zeitdruck). Der „Nachteil“ für die beiden ist jetzt, dass sie, da sie trotzdem Kolumbien bereisen wollen, deshalb erst einmal in einer Schleife gen Norden reisen müssen.... Auf jeden Fall hatten wir uns viel zu berichten und konnten schon die ein oder andere Streckeninfo austauschen. Die Stadt selbst ist nur berühmt /berüchtigt für seinen riesigen „Inca“-Kunsthandwerkermarkt, der dann am Samstag noch einmal vergrößert wird, sich auch noch um einen regulären Markt erweitert, sich dann über einen Großteil der Innenstadt erstreckt und unzählige Touristen und Einheimische anzieht. Uns begeisterten hauptsächlich die Nebenstraßen, in denen in einem unglaublichen Gewühl das „normale“ Marktgeschehen vor sich ging. Das eigentliche „Highlight“ dieses Wochenendes sollten die Feierlichkeiten zum „Inti Raymi“ sein, der alten Inca-Winter-Sonnenwende. Da schon tagsüber mit dem Bau einer kleinen Bühne und einer Tribüne begonnen wurde, hatten wir uns Rituelle Gesänge + Musik + Tanzdarbietungen vorgestellt...... Es erinnerte jedoch mehr an einen unkoordinierten Karnevalsumzug mit Gruppen aus verschiedenen Stadtteilen und umliegenden Ortschaften. Ohne besondere Spiritualität und Musikalität. Schade, wahrscheinlich fehlte uns einfach der nötige Alkoholspiegel, um dem Treiben etwas abzugewinnen.
Auf dem Weg nach Quito passierten wir dann auf halber Strecke südlich von Cayambe in Quitsato den Äquator. Hier stehen nach verschiedenen Neuberechnungen verschiedene große Markierungen, unter anderem auf der wohl jetzt aktuellen Linie eine riesige Sonnenuhr, die je nach Jahreszeit die Uhrzeit auf den unterschiedlichen Halbkugeln anzeigt. Nur am 21.3. fällt mittags um zwölf keinerlei Schatten und die Sonne steht direkt über der Röhre, die sonst als Zeiger dient (wieder was dazugelernt).
Die ersten flachen Kilometer im Amazonasbecken auf der E45 bis Lumbaqui ist die Strasse ja noch in einem tadellosen Zustand, dann biegen wir jedoch auf die E10 ab, die sich grob entlang der Grenze zu Kolumbien hoch in die Anden auf 3300m schraubt. Erst sind es nur partielle "Unterbrechungen" der Strasse, wegen Erdrutschen, Unterspülungen oder Absackungen, die dann als "Peligro - Depresiones en la Via" angekündigt werden...... dann kommt irgendwann nach einer solchen "Depression" gar kein fester Belag mehr, und wir arbeiten uns entlang der Steilhänge über eine Piste immer weiter hoch in die Wolken, die natürlich einen satten Dauerregen und fetten Nebel bedeuten. Als es beginnt dunkel zu werden und es abzusehen ist, dass wir die an sich mit 150km nicht lange Strecke niemals vor Anbruch der Nacht schaffen werden, suchen wir uns eine Parkbucht für die Nacht. Zum Glück hält sich der Verkehr auf dieser "Straße" sehr in Grenzen, manchmal begegnet uns für Stunden kein Auto.
Am nächsten Morgen sind wir dann heilfroh über unsere Entscheidung, denn die Piste wird immer steiler und schlammiger und die Passagen, in denen Erdrutsche, die ohnehin nicht sehr breite Piste noch mal verschlanken, werden immer häufiger und länger. Glücklicherweise haben die Erbauer dieser Bergpiste auf eine dicke, grobe Schotterschicht geachtet, so dass die Reifen auch bei ansonsten viel zu tiefen Schlammschichten noch greifen können. Trotz der Anstrengungen für Auto und Fahrer ist es ein ganz besonderes Erlebnis. Insbesondere, da wir ausnahmsweise schon seit Tagen wissen, wo wir heute Abend halt machen wollen. Die "Finca Sommerwind" bei Ibarra ist einer der wenigen offiziellen Campingplätze in ganz Ecuador, vor 8 Jahren von einem deutschen Ehepaar gegründet und schon seit Jahren für die meisten Overlander wie wir ein willkommener Halt. Die deutsche Seele wird besonders gepflegt, da die Betreiber am Wochenende sehr deutschen Kuchen backen und auf Wunsch sogar ein köstliches Brot für einen backen.
Das wir uns eine ruhigere Grenze ausgesucht hatten, war uns ja bewust gewesen, aber sooo ruhig..... Wir hatten nicht ganz die zweite Runde der Präsidentenwahl bedacht, denn als wir die Grenze um kurz nach 16:00Uhr erreichen, ist diese wegen der Wahl gerade erst wieder auf gemacht worden. Eine lange Autoschlange gibt es deswegen aber trotzdem nicht, und wir stehen nach wenigen Minuten vor dem von beiden Staaten gemeinsam genutzten "Grenzgebäude". Vor der Tür herscht ein dichtes Gedränge, denn es werden immer nur ein paar wenige auf einmal eingelassen. Nach einiger Zeit finden wir heraus, dass wir die einzigen Ausländer neben einer Rucksackreisenden sind und dass die anderen Wartenden alles Flüchtlinge aus Venezuela sind, die laut einer Helferin von einer UN-Organization auf dem Weg nach Peru sind. Erst scheint es, dass wir uns wohl auf eine seeeehr lange Wartezeit einstellen müssen, aber dann werden wir drei "Ausländer" plötzlich doch noch an der wartenden Menge vorbei hereingebeten. Drinnen geht es dann alles ganz schnell, da weder irgendwelche Einreise- noch Ausreisegebühren noch sonstige unnötige Formulare groß ausgefüllt werden müssen. Praktischerweise sitzen die beiden Beamten für Kolumbien und Ecuador auch direkt nebeneinander am gleichen Schalter........ Selbst der Zoll für das Auto geht ganz schnell, da der ecudorianische Kollege verspricht, die Papiere seinem Kollegen aus Kolumbien am nächsten Morgen zu geben (der Schalter hat am Sonntag-Nachmittag gar nicht mehr aufgemacht).